Luftbild: Die weit über die Ufer getretene Elbe ähnelt eher einem See als einem Fluss. Vereinzelt schauen Bäume aus dem Wasserteppich. Am Rand des Wassers ist ein Dorf zu sehen

Wenig Zeit zum Feiern: 20 Jahre Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Stand: 01.05.2024, 06:00 Uhr

Das BBK in Bonn gibt es nun seit genau 20 Jahren - am 1. Mai 2004 ist es an den Start gegangen. Die Aufgaben lassen jedoch wenig Zeit zum Feiern: Sie wollen die Bevölkerung sicher durch die aktuellen Krisen bringen.

Von Sebastian Tittelbach

"Wer auf das Schlimmste vorbereitet ist, ist auch auf alles andere vorbereitet", sagt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Das gibt es nun schon seit 20 Jahren. Am 1. Mai 2004 startete das BBK in Bonn. Die Aufgabe lässt gerade jetzt wenig Zeit zum Feiern: Die Bevölkerung sicher durch die aktuellen Krisen bringen.

Geburtstagskuchen auch ohne Strom möglich

Feiern könnten die Mitarbeiter mit einem großen Blech "Ofen-Aus-Pflaumenkekse", mit "Lach-Schokolade" oder der "Zwieback-Banane-Lasagne". Die Rezepte kennt man in der Bonner Behörde gut, denn sie stammen aus dem Buch "Kochen ohne Strom", herausgegeben vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kurz BBK.

"Die Herausforderung ist natürlich, dass wir in Krisen damit rechnen müssen, dass Dinge nicht mehr verfügbar sind, wie zum Beispiel der Strom", sagt BBK-Präsident Ralph Tiesler, "wir wissen aber, dass man in solchen Situationen sich selber helfen kann."

Gründung nach "9/11" und Hochwasserkatastrophen

BKK-Präsident Ralph Tiesler posiert vor einer Anzeigewand

BBK-Präsident Ralph Tiesler steht im Lagezentrum.

Seit 20 Jahren arbeitet das Amt nach dem Motto: "Wer auf das Schlimmste vorbereitet ist, ist auch auf alles andere vorbereitet." Dabei hatte der Bund so etwas gar nicht mehr für nötig gehalten. 1999 löste er die Vorläuferbehörde auf, das "Bundesamt für Zivilschutz". Dann kamen die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA, 2002 die Hochwasserkatastrophen an Elbe und Donau. "Die Gründung des BBK war Folge eines erschütterten Sicherheitsgefühls", sagt Tiesler. Er ist seit 2022 der inzwischen dritte Präsident des BBK.

Einführung von "Cell Broadcast" nach Ahrtalflut

Inzwischen haben die meisten Deutschen mindestens einmal mit dem BBK zu tun gehabt. Am zweiten Donnerstag im September ist Warntag, dann schrillen bundesweit die Mobiltelefone und zeigen eine Testmeldung an.

Das "Cell Broadcast" wurde nach der verheerenden Flut im Ahrtal und im Süden von NRW eingeführt, weil die Retter erkennen mussten, dass viele Menschen nicht früh und zuverlässig vor den Fluten gewarnt wurden. Inzwischen können die Behörden laut BBK 97 Prozent der Menschen in Deutschland schnell mit einer Warnmeldung erreichen.

Behörden von Bund und Ländern trainieren große Krisen

Verschiedene Wetterkarten auf einem großen Monitor

Auch die Gefahr von Waldbränden wird im BBK überwacht.

2.770 speziell ausgerüstete Fahrzeuge hat das Bundesamt an die Länder übergeben. Diese kommen etwa im Sanitätsdienst zum Einsatz, aber auch zum Brandschutz und zum Schutz vor chemischen, biologischen und radiologischen Gefahren.

Neun Mal fanden große Übungen statt, in denen Bund und Länder verschiedene Krisen durchspielen, von der Pandemie über Stromausfälle bis Cyberangriffe. In Bonn befindet sich zudem das abgeschottete "Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern", das den Überblick auch im Ernstfall behalten soll.

Vorbereitung auf NATO-Bündnisfall

Schild am Eingang des BKK in Bonn

Der Sitz des BBK ist in Bonn.

Mit jeder Krise habe sich das Bundesamt ein Stück verändert, ist Tiesler überzeugt. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bereite sich das BBK auf den Bündnisfall der NATO vor. Kriegshandlungen wie aus dem Zweiten Weltkrieg erwartet der Präsident des BBK nicht, Deutschland wäre eher Drehscheibe für den Truppentransport anderer Länder. Wie jeder Bürger vorsorgen kann? Das BBK empfiehlt Essen und Trinken für zehn Tage als Vorrat anzulegen. Den passenden Ratgeber hat das Amt als Download parat.  

Unsere Quellen:

  • Recherche WDR-Reporter
  • Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.05.2024 auch im Radio.